Story of.....Pomade !!
Geschichte der Pomade
Pomade = Rockabillyfrisur, oder? Auch wenn uns das wie eine logische Gleichung erscheinen mag, ist die Sache nicht ganz so einfach. Denn die Vorfahren von Murray’s, Sweet Georgia Brown und Co. wurden schon verwendet, als der Sound der Stunde aus Geigen kam und Männer stolz Perücken trugen.
Schweinefett und Äpfel für die (künstlichen Haare)
Wer sich Adelsfrisuren aus dem 18. Jahrhundert ansieht, wird dabei unweigerlich an die haarigen Ungetüme von Motley Crue Anfang der 80er-Jahre erinnert. Ein entscheidender Unterschied: Im ersten Fall handelte es sich meistens um Perücken.
Die brauchten, wie echte Haare auch, Pflege und Styling, damit sie anständig aussahen. Und das Aussehen war Menschen, die es sich leisten konnten, schon vor 250 Jahren sehr wichtig. Hier kam der berühmte Puder ins Spiel. Damit der auf der Perücke hielt, griff man zu einem Gemisch aus Ölen, Bienenwachs und Schweinefett. Für einen angenehmen Duft kamen in vielen Fällen pürierte Äpfel hinzu. Daher und vom italienischen Wort „pomata“ für „Apfel“ stammt auch die Bezeichnung Pomade.
Ganz unkompliziert war diese Art von Haarstyling nicht. Denn kam das Puder- und Pomadegemisch mit dem – in der Regel nicht waschbaren – Seidenanzug des Betreffenden in Berührung, richtete es dort schwere Zerstörungen an. Kein Wunder, dass viele Perückenträger ihre (künstlichen) Haare hinten mit einem Band umwickelten oder gleich in einen Beutel steckten.
Frühe Pomadenträger in den USA – Frauenhelden und Weicheier?
Als Pomaden ihre ersten Auftritte in den USA hatten, fanden das vor allem „männliche“ Zeitgenossen nicht besonders toll. Das bekam zum Beispiel Filmstar Rudolf Valentino zu spüren. Der gebürtige Italiener, der in Stummfilmen wie „Der Scheich“ auftrat, bescherte Frauen reihenweise wacklige Knie – ein Effekt, der die Ehemänner der betreffenden Frauen zur Weißglut brachte.
Zu den Markenzeichen Valentinos gehörten neben seinem Schlafzimmerblick die streng nach hinten pomadierten Haare. Sie trugen ihm den Spitznamen „Vaselino“ ein und machten ihn für seine Gegner zum Inbegriff des verweichlichten Mannes. Die Angewohnheit Valentinos, in seinen Filmen Ohrringe zu tragen, verbesserte die Sache nicht.
Dass der Schauspieler im echten Leben keineswegs ein Weichei war, demonstrierte er, als er den Autor eines Artikels in der Chicago Tribune zu einem Boxkampf herausforderte. Dieser hatte unter dem Titel „Pink Powder Puffs“ Valentino für die Aufstellung eines Puderautomaten in einer öffentlichen Männertoilette verantwortlich gemacht und die Frage gestellt, warum niemand den Star schon vor Jahren heimlich ertränkt hatte. Dass es sich bei dem anonymen Autor um eine Frau handelte, konnte Valentino natürlich nicht wissen.
Der Schauspieler sollte bis zu seinem frühen Tod mit dem Vorwurf kämpfen, er sei nicht männlich genug. Pomade setzte sich langsam aber stetig durch. Dazu trug unter anderem der prominente afroamerikanischer Boxer Joe Louis, auch der „braune Bomber“ genannt, bei. Der Schwergewichtsweltmeister machte Werbung für „Murray’s Superior Pomade“ und brachte schließlich sogar eine eigene Pomade auf den Markt, die allerdings nur kurze Zeit verfügbar war. Neben Murray‘s entstanden in den 20er Jahren noch eine Reihe anderer – heute vergriffener - Pomaden wie die „Dixie Peach Hair Pomade“. Die Hersteller hatten das Potenzial der öligen Stylingprodukte erkannt und warben jetzt mit einer Reihe zweifelhafter Versprechen, unter anderem damit, das Pomaden sogar Schuppen den Garaus machen würden.
Die Geburt des Entenarsches und der Rock’n’Roll
Vor dem Rock’n’Roll wurde Pomade vor allem verwendet, um die Haare glatt nach hinten zu stylen, so wie Rudolph Valentino. Gary Grant erweiterte das Repertoire um eine stilvolle Minitolle. Ziel des Stylings war ein moderner urbaner Look, der Sound dazu der Jazz.
Dementsprechend war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Friseur Joe Cirello der 1938 von ihm erfundenen Frisur zuerst den Namen „Swing Haircut“ gab. Allerdings entschied er sich in der Folgezeit um und übernahm den Namen, den Jugendliche seiner Kreation gegeben hatten: „D.A.“ („Duck’s Ass“ beziehungsweise „Entenarsch“).
Der Entenarsch erlangte Berühmtheit, als er sich mit einem neuen Sound verband, der Tanzhallen und Wohnzimmer quer durch die Staaten zum Beben brachte. Elvis Presley, Johnny Cash, Teddy Boys und Halbstarke, sie alle formten sich die Haare zu ölig glänzenden Tollen mit teilweise schwindelerregenden Höhen. Was sie dazu verwendeten, unterschied sich aber. Denn während Presley Erzählungen nach Pomaden wie Black & White und Royal Crown verwendete, hatten Rock’n’Roll-Fans in Deutschland eine begrenzte Auswahl. Im günstigsten Fall blieb die Wahl zwischen Brisk und Wellaform. War beides nicht verfügbar, kamen Rock’n’Roll-Fans nicht umhin, zu Butter und Schmalz zu greifen.
Die Reaktion konservativer Zeitgenossen auf die Haartracht von Presley und Co. unterschied sich kaum von der, die Valentino einige Zeit früher ertragen musst. Und auch in diesem Fall blieben sie erfolglos. Zwar verlor die Pomade mit dem Aufkommen von Beatlesfrisur und langen Haaren etwas von ihrer Anziehungskraft. Heute feiert sie jedoch ein echtes Comeback. Einige Pomadefans behaupten sogar, dass sich die Reaktionen der Weiblichkeit auf eine saubere Pomadenfrisur seit Valentino nur unweigerlich geändert habe. Ob das so stimmt, sei dahingestellt.
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