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Schönwetterfront

Erinnert iht euch noch an die herrlichen Hawaihemden? Schönwetterfront kann mehr, für freunde des außergewöhnlichen Designs gibt es nun auch Hoodies, Socken und vieles mehr ! Grund genug euch das Interview mit Christian nochmal unter die nase (oder Augen) zu reiben.

Schönwetterfront - mehr als "nur" Hemden !

SchönwetterfrontAloha Spirit from Germany


Text: Frank HerbothFotos: Frank Herboth, Christian Jakob, Lichtrausch Fotografie



Was gibt es Schöneres, als sich bei bestem Sommerwetter in ein farbenfrohes Hawaiihemd zu hüllen und mit der Sonne um die Wette zu strahlen. Als ich einst in der Händlerhalle des Walldorf Weekenders über einen Stand stolperte, der solche Hemden mit sehr ungewöhnlichen, nämlich regionalen Motiven anbot, war’s um mich geschehen. Hing da nicht ein Hemd mit Weintrauben-Design? Für jemanden wie mich, der in einem großen Weinbaugebiet wohnt, genau das Richtige. Das ist jetzt 3 Jahre her, das Hemd wurde viel getragen und sieht noch aus wie neu. Zeit also, mit Christian Jakob, dem Gründer des Labels, ein paar Worte zu wechseln.


Aloha Christian, was verbindet dich mit dem Hawaiihemd beziehungsweise was fasziniert dich daran und wie bist du auf die Idee gekommen, selbst welche zu produzieren? Noch dazu mit den regionalen Designs!


Aloha Frank! Ich sammle seit über 15 Jahren Original-Hawaiihemden und war schon immer von der positiven und lockeren Ausstrahlung fasziniert, die von den Motiven der Kurzarmhemden transportiert werden. Eines Sommers bin ich über den Marktplatz von Wiesbaden gelaufen und dachte mir beim Stadtwappen (gelbe Lilien auf blauem Grund): “Das wären doch auch schicke Hawaiihemden.” Da ich sowieso auf der Suche nach einem neuen grafischen Projekt war, habe ich Lilien illustriert und als Muster angeordnet. Ich dachte mir direkt, dass ich so ein Hemd tragen würde. Dann fing mein Hirn an zu arbeiten und ich fing an zu grübeln, wie andere regionale oder typisch deutsche Motive aussehen könnten. Also weg von Palmenblättern und Hibiskus und hin zu… Löwenzahn und Weinreben.


Du kommst ja, soweit ich weiß, nicht aus der Modebranche, brauchtest also jemanden, der Ahnung davon hat. Wer ist noch mit im Team Schönwetterfront?


Ich habe Kommunikationsdesign studiert und habe viele Jahre in kleinen und großen Werbeagenturen als Konzepter und Art Director gearbeitet. Schönwetterfront ist damals als rein grafisches Projekt gestartet. Als ein Freund zu mir meinte, dass die Idee von deutschen Hawaiihemden so verrückt sei und ich sie auch als Produkt verwirklichen sollte, hat mir der Gedanke keine Ruhe mehr gelassen. Als Erstes habe ich eine befreundete Schneiderin gefragt ob sie “nach Feierabend” vielleicht ein paar Hemden nähen möchte. Rebecca Schmalenbach war direkt begeistert und so haben wir unsere GbR gemeinsam gegründet. Mir war es sowohl wichtig, nicht alleine mit dem Projekt zu starten als auch mit Profis zu arbeiten, die ihr Handwerk verstehen, und ich kann dir versichern, dass du nicht willst, dass ich dir ein Hemd nähe!


Wie entstand der Name des Labels, den ich im Übrigen sehr einprägsam finde?

Ich war auf der Suche nach einem deutschen Namen, den man sich leicht merken kann und der auch direkt eine Assoziation mit unseren lokal inspirierten Hawaiihemden hervorruft. Wann trägt man Hawaiihemden? Wenn das Wetter schön ist. Wann ist das Wetter schön? Bei einer Schönwetterfront!


Wie schwierig war der Anfang mit einem Produkt, das auf diese Weise sonst wohl keiner macht? Als kleines Label ohne viele Kontakte stelle ich mir das sehr schwierig vor. Wie seid ihr das angegangen?


Mit Rebecca im Boot wusste ich zumindest, wer die Hemden schneidern wird, aber ich musste auch noch herausfinden, wie wir den Stoff produzieren können. Das Hauptaugenmerk lag ja auf den außergewöhnlichen Motiven, die es so nicht gab. Es gibt hier nicht viele Druckereien und dann noch eine zu finden, bei der wir auch kleine Mengen produzieren können, war sehr schwer. Ich habe vom Stoffdruck bis zu den Holzknöpfen lange recherchieren müssen, bis alle Details stimmten.

War es euer Plan, das Label hauptberuflich zu betreiben oder war das am Anfang nur als kleines Projekt geplant?


Wir wussten überhaupt nicht, wohin sich das “kleine Nebenprojekt” entwickeln würde. Mir ging es in erster Linie darum, meine Idee zu verwirklichen. Ich war noch eine Weile mit einer halben Stelle bei einer Werbeagentur tätig, aber vor zwei Jahren habe ich dann doch den Schritt in die komplette Selbstständigkeit gewagt. Ich arbeite immer noch als freiberuflicher Designer, aber mein Herz schlägt für Schönwetterfront.


Was macht denn eigentlich ein echtes Hawaiihemd aus? Auf was muss man achten beziehungsweise auf was legst du besonders Wert bei euren Hemden?

Wir wollten natürlich die Hauptmerkmale berücksichtigen. So haben auch unsere Hemden einen sehr kastigen Schnitt sowie den üblichen Reverskragen und die Brusttaschen werden musterstimmend aufgenäht. Das wird von den meisten Modelabels nicht gemacht, weil es mehr Arbeit ist, ein passendes Stück Stoff zuzuschneiden und auch noch genau aufzunähen. Bei den Knöpfen haben wir uns gegen Kokosnuss entschieden und neutrale, schlichtere Holzknöpfe gewählt, die besser zu uns gepasst haben.


Euch ist es wichtig, dass eure Hemden ordentlich hergestellt werden. Was sind hier die Vorgaben? Wo und wie wird produziert?


Original Hawaiihemden müssen von Hawaii kommen – darauf legt jeder Sammler wert. So war mir direkt klar, dass meine Hemden aus Deutschland kommen müssen. Nachdem ich alle Faktoren zusammengerechnet hatte, wurde mir schnell klar, warum Deutschland kein Produktionsland mehr ist. Da mir aber die Philosophie, die hinter unseren Hemden steht, wichtiger war als ein “möglichst billiges Hemd an möglichst viele Leute zu verkaufen”, habe ich mich für “Made in Germany” entschieden. Durch die hohen Produktionskosten musste der Verkaufspreis über 100 Euro liegen. Damit war unser Qualitätsanspruch von Anfang an enorm hoch. Aus der “verrückten Idee” wurde der Wunsch, ein so nachhaltig und lokal produziertes Kleidungsstück wie möglich zu kreieren, das unsere Kunden lange begleitet und erfreut. Kleidung sollte niemals als Wegwerfprodukt angesehen werden – dafür werden zu viele Ressourcen aufgewendet, um sie herzustellen. Da die Nachfrage sehr schnell größer war als wir persönlich bewältigen konnten, arbeiten wir mittlerweile mit einer Schneiderei in Sachsen zusammen. Außerdem nähen wir immer noch selbst und stocken zum Beispiel ausverkaufte Größen selber wieder auf. Seit September 2020 haben wir unser Team um eine weitere Schneiderin erweitert.


Das Riesling-Hemd hatte ich ja schon erwähnt. Welche anderen Designs habt ihr denn mittlerweile im Programm? Das sind ja mittlerweile einige mehr.


Wir bringen jährlich drei bis vier neue Muster heraus. Beliebte Muster drucken wir mittlerweile bei großer Nachfrage auch noch einmal nach, aber spätestens nach drei Jahren lassen wir Motive dann auslaufen. Zurzeit haben wir 13 Motive im Shop – hier ist von der Kuckucksuhr über Hopfen und Weinreben bis zum Apfelbaum alles dabei.


Wie entstehen die neuen Designs? Suchst du gezielt nach neuen Ideen für Muster oder kommen die zufällig über dich? Wie muss man sich den Entwicklungsprozess eines neuen Designs vorstellen?


Die Ideenliste ist mittlerweile sehr lang, aber am Ende muss ich auch immer schauen, dass wir Muster herausbringen, die zu dem stolzen Preis auch gekauft werden. Ein Bratwurst-Hemd wäre zum Beispiel sehr lustig und typisch deutsch aber schwieriger zu verkaufen als zum Beispiel Riesling oder Spätburgunder.


Eure Kollektion hat inzwischen weit mehr als Hawaiihemden zu bieten. Was habt ihr denn sonst noch so alles im Sortiment?


Um auch Leute anzusprechen, die sich nicht trauen, ein komplettes Hawaiihemd anzuziehen, haben wir einfarbige T-Shirts mit aufgenähten Brusttaschen herausgebracht. Letztes Jahr kamen noch bunt gemusterte Socken und Hoodies dazu. Langfristig möchten wir gerne für jede Jahreszeit Produkte haben, die unsere Muster transportieren. So sind neue Damenblusen in Arbeit und wir möchten im Herbst unsere ersten Langarmhemden und vielleicht sogar Jacken herausbringen.


Ihr seid mit einem Onlineshop gestartet, habt einen Stand für Veranstaltungen und seid dann schließlich als Untermieter in einem Tattoo-Shop sesshaft geworden. Mittlerweile gab es einen Umzug in neue Räume. Warum seid ihr umgezogen und wo und zu welchen Zeiten kann man euch nun im Laden antreffen?


Wir brauchten im Laufe der Jahre immer mehr Platz. Außerdem wurde auch das Interesse größer, uns zu besuchen, und so musste ein kleines Atelier her, das genug Platz zum Arbeiten bietet und wo wir die Hemden auch entsprechend präsentieren können. Aktuell bieten wir Besuche bei uns nur nach Terminabsprache an – das natürlich auch nur, sofern es uns entsprechend der geltenden Corona-Vorgaben erlaubt ist. Ein Anruf oder eine Mail reicht aus!


Ich habe gelesen, dass Chuck Norris mal ein Hemd von euch getragen hat, wie ist das denn passiert beziehungsweise wie habt ihr das hinbekommen?


Einer meiner Freunde arbeitet immer noch in einer großen Werbeagentur in Frankfurt. Eines Tages kam dann eine Nachricht von ihm: “Ich fliege morgen zu Chuck Norris. Der mag Hawaiihemden – hast du eins, das ich ihm mitbringen kann?” Natürlich habe ich ihm das erst nicht geglaubt, aber als klar war, dass er wirklich einen Werbespot mit Chuck Norris drehen wird, habe ich schnell das einzige zu diesem Zeitpunkt fertige Schönwetterfront-Hemd verpackt und meinem Kumpel mitgegeben. Seit 2016 ist Chuck Norris Besitzer eines Löwenzahn-Hawaiihemdes.


Wie sieht die Zukunftsplanung für das Label aus? In welche Richtung wird oder soll sich das Label weiterentwickeln? Welche eurer Ziele habt ihr schon erreicht, was soll noch kommen?


Mit unserem Atelier haben wir den größten Schritt seit der Gründung gewagt. Jetzt ist klar: Schönwetterfront ist kein Nebenprojekt mehr. Schönwetterfront ist gekommen, um zu bleiben. Jetzt heißt es für uns, das Konzept weiter auszubauen, damit wir unsere Kunden auch in den kälteren Jahreszeiten beglücken können. Dabei ist es uns aber in erster Linie wichtig unsere Produktlinie sinnvoll zu erweitern. Da jedes Hawaiihemd seine eigene Geschichte erzählt, möchte ich gerne in Zukunft mehr nachhaltige oder soziale Vereine unterstützen. Den Anfang hat unser Streuobstwiese-Hawaiihemd gemacht. Für jedes verkaufte Hemd spenden wir 10 Euro an einen Streuobstwiesenverein in Frankfurt. Außerdem möchte ich mehr Kollaborationen mit anderen Labels machen. Unser Debüt ist das Gießen Dry Gin Hawaiihemd, das von ausgewählten Botanicals des Gießener Gins geziert wird.


Danke für deine Zeit, Christian. Ich freue mich schon darauf, 2022 beim Walldorf Rock’n’Roll Weekender bei dir am Stand aufzuschlagen. Und noch ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Es ist nie zu kalt für Hawaiihemden!


SchönwetterfrontAtelier und Showroom:Scheffelstraße 365187 Wiesbadenwww.schoenwetterfront.de

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