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Warum man Tonträger kaufen sollte...


Ein Regnerischer Sonntag auf dem Sofa, der Blick fällt auf’s Plattenregal. Man könnte ja mal wieder ein wenig stöbern. Schon nach kurzer Zeit fällt mir die Rockabilly Loser LP von den Badland Slingers in die Hände.

Im Januar 1991 bin ich auf deren Konzert im Schwimmbad Music Club in Heidelberg mit meiner Frau zusammengekommen. Die Platte habe ich dann allerdings erst viel später gekauft. Und so finde ich nach und nach weitere Platten und CDs, die eine kleine Geschichte erzählen.

Die signierte neue Delta Bombers vom letzten Walldorf Weekender oder auch die signierte CD von Eddy and thee Scorpions vom Route 66 Festival. Da kann man schön in Erinnerungen schwelgen und von künftigen Konzertbesuchen träumen.

Für die Bewegungsbilanz ist das Platten wenden oder CD wechseln ja auch nicht das schlechteste. Und wie wunderbar ist es doch gerade, ein Plattencover in der Hand zu halten und ohne Lupe lesen zu können.

Bei der CD ist das lesen dann natürlich schon weitaus schwieriger, aber immerhin, man kann was in Händen halten und drehen und wenden und öffnen, um zu sehen ob noch ein Booklet drin liegt. Mit einem Streaming geht einem dieser Spaß leider verloren. Womit ich den Stream aber nicht verteufeln möchte. Ich streame selbst natürlich auch. Als Pendler mit dem ÖPNV muss schließlich ein großer Bestand an Titeln verfügbar sein um die Zeit von daheim bis zur Arbeit zu ertragen.

Wer möchte, kann gerne mithören: meine Spotify Playlist heißt „For Hepcats, Teds and Rockers“. Und es gibt auf diesem Wege ja auch immer wieder neue Bands zu entdecken. Das Problem ist natürlich, dass für die Musiker hier leider nicht wirklich was hängen bleibt.

Laut Spotify landen zwischen 0,6 und 0,84 US Cent pro Stream beim Musiker, was vielleicht bei einem internationalen Chartshit noch OK sein mag, aber bei einer Nischen Musik wie es unser Rock’n‘Roll nun mal ist, ist das natürlich so gut wie nichts.

Jetzt kann man natürlich sagen, hör mir auf mit Platten, CDs und dem alten Mist, die nehmen nur viel Platzt weg und verstauben im Regal, während ich das alles auf meinem kleinen Smartphone lagern kann. Aber erstens sind wir als Rock’n’Roller ja von Haus aus irgendwie Oldschool (sonst würden wir ja nicht auf die 50s und diese Art von Musik stehen). Und zweitens gehören echte Tonträger wirklich euch, sind euer Eigentum und nicht, wie bei den Streaming Diensten nur geliehen. Zudem sind sie ein guter Gesprächsstoff. Wenn man auf Konzerten mit Leuten spricht, die man vorher nicht kannte, sind Platten oft ein erster guter Anknüpfpunkt. Gerade in der Rock’n‘Roll / Rockabilly Szene sind zur Zeit unheimlich viele Bands unterwegs. Alte Hasen und auch eine Menge junge Bands, die zum Großteil auch mit vielen eigenen Songs aufwarten können. Es gibt viele Veröffentlichungen auf Vinyl und auf CD.

Und das muss ja alles bezahlt werden. Studiozeit und Produktion kosten Geld und wenn man sich die Cover anschaut, sieht mal oftmals tolles Artwork, das schließlich auch nicht einfach vom Himmel fällt. Viele Musiker betreiben ihre Bands als Hobby und strecken die Kosten für die Produktion der Tonträger erstmal aus der eigenen Tasche vor. Instrumente und Proberäume gibt es auch nicht für lau.

So bleibt am Ende die neue Platte oft ein teurer Spaß.

Auch viele professionelle Bands könnten ohne den zusätzlichen Verkauf von T-Shirts und anderem Merchandise gar nicht überleben, die Einnahmen aus dem Verkauf der Musik reichen hier schon nicht mehr aus (siehe Unleashed No. 14, Interview Delta Bombers).

Die CD-Verkäufe in Deutschland sind seit Jahren rückläufig, trotzdem sind sie laut Musikmarkt Ausblick von PWC Deutschland aber mit 45,4% noch immer das stärkste Umsatzsegment bei den Musikverkäufen. Auch wenn die CD-Abteilungen in den einschlägigen Märkten immer weiter schrumpfen oder ganz verschwinden. Für Musik, aus welchen Subkulturen auch immer, ist das aber eher nicht relevant, da man in diesen Märkten in der Regel sowieso nichts findet was einen interessiert.

Aber man kann ja in diversen Online-Shops bestellen was das Herz begehrt. Und gerade bei den Online-Shops und bei den kleinen Labels steckt dann auch jede Menge Herzblut drin. Da braucht man sich nur mal die detailverliebten Veröffentlichungen von z.B Bear Family anzuschauen oder den Part Records Katalog. Das sind nur 2 beliebig gewählte Beispiele, hier könnten noch reihenweise andere stehen.

Und es ist ja heutzutage wirklich sehr einfach an die Sachen heranzukommen. Wenn man an die „alten“ Zeiten denkt, als man winzig beschriebene Mailorder Kataloge wälzen musste und dann einen Bestellschein mit der Post losschickte. Da gefällt mir die Neuzeit schon besser.

Also, kauft den Bands ihre Tonträger ab, denn die machen sie für euch und die Szene bleibt dadurch lebendig und vielfältig. Bestellt die Online-Shops leer und kauft auf Konzerten beim Merchandise Stand. Da habt ihr dann in der Regel noch einen netten direkten Kontakt mit den Musikern. So, jetzt geht neue Regale kaufen und füllt sie mit unserer Lieblingsmusik.

Frank Herboth

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