Elvis und die Religion
Ein geborener Mystiker – Elvis und die Religion
Text/Interview: Martin Abraham
Dass Elvis ein besessener Leser religiöser Bücher war, wissen viele. Worum es dabei genauer geht, wissen nicht so viele. Was schade ist, denn das Ganze ist ein schönes und spannendes Thema. Elvis' Freund Larry Geller war so freundlich, im Laufe eines ausgedehnten E-Mail-Wechsels im Frühjahr 2015 ausführlich darüber zu diskutieren und Fragen zu beantworten.
1986 brachten die Cramps ihre LP „A Date with Elvis“ heraus. Auf dem goldglänzenden Cover sitzt eine teuflisch verführerische Poison Ivy und um sie herum liegen wichtige Elvis-Utensilien – Pillen, Sandwiches, die Heilige Bibel, das numerologische Werk „Das Buch der Zahlen“ oder die „Autobiographie eines Yogi“. Für Sänger Lux Interior war dies die künstlerische Zusammenfassung eines echten Treffens mit Elvis: „Er würde dir Pillen und so was geben, er würde aus seinen religiösen Büchern lesen. Ein echtes Treffen mit Elvis war eine irre Sache, es war keine Cabriofahrt oder irgend so etwas.“ Elvis lebte Gegensätze, wollte gerne alles. Sofortige Bedürfnisbefriedigung und langfristige religiöse Erkenntnis betrachtete er nicht als unvereinbar. Er wollte gutes Aussehen und deftiges Südstaatenessen, Frauen und eine Seelengefährtin, Pillen für jede Gelegenheit und Klarheit in der Meditation, Weltstar bleiben und den intimen Weg der Selbsterkenntnis gehen. Von diesen Gegensätzen handelt auch das Buch „Elvis' own Story. 'If I can dream'“ (1989) seines Freundes Larry Geller, dem er die Hinwendung zu einer Beschäftigung mit religiösen Schriften verdankte, die eine radikale Weiterentwicklung seines im Christentum verwurzelten Glaubens bedeutete. Dieses Buch sollte den privaten, echten Elvis zeigen, der in einem Dilemma steckte, das er selbst so formulierte: „Die Welt kennt Elvis, aber sie kennt nicht mich.“