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Bericht: Oldie Town Festival


Freunde erzählten uns, dass auch in der Nähe ihres Wohnortes ein zweitägiges Rock’n’Roll Festival stattfinden würde. Zwar kein Szene-Weekender wie man ihn sonst so kennt, sondern eher ein Stadtfest in einer kleinen Gemeinde mit vielen Fachwerkhäusern, umgeben von einer Stadtmauer. Es gäbe 7 Bühnen über die ganze Altstadt verteilt, gute Bands und der ganze Ort wäre auf den Beinen. Und da wir am 2. Wochenende im Juli noch nichts vorhatten, machten wir uns am Samstag Morgen auf den Weg.


Die Autobahn 6 führte uns nach Wolframs- Eschenbach, das liegt ganz grob in der Nähe von Nürnberg. Im Vorfeld machte ein Blick auf’s Lineup die Entscheidung noch ein wenig leichter, waren neben lokalen Bands doch auch einige Bands angekündigt, die in der Szene einen guten Namen haben. Nachdem wir am Stadttor 12 €!! für 2 Tage gezahlt hatten, liefen wir durch die Kopfsteingepflasterten Sträßchen und starteten vor der Hauptbühne mit Chris Aron and the Croakers ins Festival. Randy Rich & the Poor Boys, die etwas früher am Nachmittag spielten, verpassten wir leider, da sich unsere Anreise durch einen doch recht zähen Stau verzögerte, sprich wir waren zu spät dran! Chris Aron konnten wir auch nicht zu Ende sehen, da wir einen Blick auf Bühne 6 werfen wollten, wo die Tonic Sisters in tollen Outfits die größten Hits diverser Girlgroups der 40er bis 60er Jahre boten.

Leider behielt der Wetterbericht recht und es begann ziemlich heftig zu regnen, so dass wir die Show zusammengepfercht unter dem Regenschirm verbrachten. Nachdem der Regen endlich vorbei war und wir uns an einem der zahlreichen Essensstände gestärkt hatten (Bierchen natürlich inklusive), begaben wir uns nach einem kurzen Stop an der Hauptbühne mit Billie and the Kids zur Bühne 2 in einen kleinen Hof. Hier spielten Cherry Casino and the Gamblers aus Berlin und boten mit ihrem swingenden 50s Rhythm and Blues eine klasse Show. Da alle 7 Bühnen mehr oder weniger gleichzeitig bespielt werden, muss man natürlich pendeln, was aber gut geht, da erstens die Wege kurz sind und zweitens die meisten Bands mehrere Sets spielen und nicht wie auf den meisten Festivals nur eine knappe Stunde Zeit haben. Aber es war gerade so gemütlich und die Band gut aufgelegt, so dass wir die kompletten 3 Sets vor Ort blieben. Außerdem war der Bierstand nicht weit. So mussten die Northside Playboys und die Bri Cats leider ohne uns auftreten, schade. Aber es waren auch so genug Leute vor den Bühnen unterwegs, und das schlechte Wetter schien nicht allzu viele vom Feiern abgehalten zu haben.

Nachdem das letzte Set gespielt war, gingen wir wieder zur Hauptbühne. Denn hier gab es nun eine Sun Records Session, bei der auch einige Musiker mitmischten, die wir vorher verpasst hatten. Randy Rich, die Northside Playboys, Elvis alias Mark Summers und auch Chris Aron mit seiner Band teilten sich im Wechsel und auch wild gemischt die Bühne und spielten Songs aus der Sun Records Ära. Zu guter Letzt erschien auch noch der Bürgermeister Michael Dörr auf der Bühne und sang „red cadillac and a black moustache“ von Warren Smith (wurde natürlich auch noch von anderen aufgenommen, war ja aber eine Sun Session). Es war nun weit nach Mitternacht und wer wollte, konnte im Gasthof Heubusch noch zum Recordhop mit wechselden DJs gehen und das Tanzbein schwingen.

Das Oldie Town Festival gibt es seit 2013 und es findet im 2 Jahresrhythmus statt. Als das ursprüngliche Altstadtfest 2011 nach 30 Jahren irgendwie nicht mehr richtig lief, sah der Bürgermeister die Chance, daraus ein 50s Retrofestival zu machen, mit dem Fokus auf wirklich guten Bands. Da er selbst ursprünglich aus der Rock’n’Roll Szene kommt, früher auch Musik machte und als DJ unterwegs war, war der Anspruch natürlich recht hoch. Der Musiker Chris Aron ist mit dem Bürgermeister befreundet und hilft tatkräftig beim Booking der Bands mit. Und so ist es meiner Meinung nach auch gut gelungen, ein Festival zu etablieren, das sowohl der Bevölkerung als auch den Szenegängern Spaß macht. Über 12000 Besucher, trotz des schlechten Wetters am ersten Tag, sprechen eine deutliche Sprache.

Der Sonntag startete mit Sonne und das sollte auch so bleiben. Uns zog es um 12 Uhr zur Hauptbühne, wo wir nach einem kurzen Einkaufsstop beim Stand von Bright House Vintage Miss Lily Moe & the Roundup Boys anschauten. Um 14 Uhr gab es die große Oldtimerparade vor dem Stadttor, bei der es einiges an schönem altem Blech zu bestaunen gab. Zurück im Statdtinneren spielten die Roundup Boys jetzt ohne Miss Lily Moe weiter und wir machten einen Abstecher zur Bühne 5 und Johnny Trouble mit seinem Rockabillylastigen 50s Country, zogen dann aber weiter zur Bühne 6 zu Cat Lee King and his Cocks. Hier blieben wir dann bis nach der Zugabe hängen. Die 5 Jungs aus der ehemaligen Bundeshauptstadt rockten den Platz mit Rhythm’n’Blues und einer phantastischen Stimme. Im Anschluß schlenderten wir dann zurück zur Hauptbühne wo die österreichischen Edwardian Devils Teddy Boy Rock’n’roll spielten. Gut gekleidet und ebenso gut gelaunt machte sie den Abschluß des Festivals.

Es wurde nochmal ausgiebig getanzt und die 3 Jungs hatten bei den doch sehr warmen Temperaturen mächtig Bierdurst. Waren sie doch direkt vom Rolling Dudes Festival in der Steiermark, wo sie am Vortag gespielt hatten, morgens per Auto angereist. Auf ihre flehenden Rufe nach Bier wurden sie von unserem Freund Erwin erhört, der ganz pragmatisch am Bierstand für umsonst 3 Bier organisierte. Soll ja niemand dehydriert von der Bühne fallen. Kleine Anekdote am Rande: Die Edwardian Devils verkauften vom Bühnenrand ihre neue Vinylsingle. Ein junges Mädchen kam an die Bühne und wollte eine erstehen. Man hörte dann den Sänger sagen: „Nein, das kannst Du nirgends reinstecken, das ist eine Schallplatte, die geht im CD Player nicht, dafür brauchst Du einen Plattenspieler!“

Und dann war auch schon Schluß. Ein Festival, von dem ich vorher noch nie gehört hatte, in toller Umgebung, mit klasse Bands zu einem sehr guten Preis. Was will man mehr. Und wir hatten es gar nicht geschafft alles anzuschauen. Es gab noch ein kleine Bill Haley Ausstellung, ein Elvis Museum und auf dem Parkplatz neben einem der Stadttore hätte man die geparkten Oldtimer außerhalb der Parade noch genauer in Augenschein nehmen können. Wir haben trotz der teilweise zeitgleichen Auftritte 10 Bands gesehen und unzählige Klamotten gekauft. In 2 Jahren gibt’s die nächste Ausgabe, wenn es zeitlich passt, sind wir wieder dabei.


Euer

Frank Herboth Infos: www.oldietown.de Text: © Frank Herboth Foto: © Frank Herboth & Jutta Herboth

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